Was Achtsamkeit in der Beziehung bewirkt

- und wie du das Prinzip der Achtsamkeit für dein Beziehungsglück nutzen kannst

Woraus besteht Beziehungsglück?

Was ist das Rezept für Beziehungsglück? Die Forschung hat unterschiedliche Faktoren identifiziert, die zum Gelingen einer Partnerschaft beitragen, zum Beispiel die Kommunikation.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Achtsamkeit ein ebenso wichtiges Werkzeug für Beziehungen ist! Wie komme ich darauf?

Die „richtige“ Kommunikation zu beherrschen, ist das eine.

Doch was ist mit Situationen, in denen die Emotionen hochschießen und wir schlichtweg gar keinen Zugriff mehr haben auf den Teil unseres Gehirns, in dem wir die Kommunikationsregeln abgespeichert haben? (Das habe ich übrigens selbst schon erlebt und über das Entdecken von eigenen Programmen und wunden Punkten hier geschrieben)

Hier sehe ich das Konzept der Achtsamkeit als wertvolle Ergänzung.

Achtsamkeit bedeutet für mich:

Im Hier und Jetzt zu sein. Nicht in der Vergangenheit, bei dem, was schon passiert ist. Und nicht in der Zukunft, bei dem, was bald passiert oder passieren könnte.

An einem Fallbeispiel möchte ich dir zeigen, wie ein Paar in einen Konflikt gerät und was Achtsamkeit für einen Unterschied erzeugen kann. 

Ein Fallbeispiel: Carina und Paul

Carina ist 34 und Paul 33. Sie sind bereits seit 5 Jahren ein Paar und wohnen seit 3 Jahren zusammen.

Es kracht immer wieder. Paul ist beruflich sehr eingespannt und hat immer wieder Phasen von Stress.

Carina leidet unter seiner Abwesenheit. An einem Abend ist es besonders schlimm für sie:

Paul hat zur „Kundenpflege“ einen Abendtermin in einer Bar.

Er hat Carina versichert, dass er nicht allzu spät nach Hause kommt. Und dann vergisst er, ihr zu schreiben. Und vergisst die Zeit.

Carina hat zunächst noch entspannt auf ihn gewartet. Mit jeder weiteren Stunde, in der Paul nicht nach Hause kommt, steigt ihr Ärger. Als er schließlich um 23 Uhr zur Haustür reinkommt und auf sie „komisch“ reagiert, knipst sich in Carina irgendetwas an.

Plötzlich ist da der Gedanke: gibt es eine andere Frau?

Carina wird laut, die Worte sprudeln unkontrolliert aus ihr heraus.

„Warum hast du nicht gesagt, dass du so spät kommst? Was soll das? Und mit wem warst du überhaupt zusammen? Gibt es eine andere? Sag es mir!“

Paul ist erst überrascht über Carinas Ausbruch und dann versteinert. „Das ist doch lächerlich.“ Er verweigert das weitere Gespräch, schaut Carina nicht mal an, während er Jacke und Schuhe ablegt. Und sie gerät noch mehr in Wut. Und wird noch lauter.

 

Was Achtsamkeit ermöglicht

In dieser hitzigen Begegnung ist es sowohl für Carina, als auch für Paul schwer, auf eine gelingende Kommunikation (zur Paarkommunikation findest du auch hier mehr) zu achten, geschweige denn, diese anzuwenden.  Beide brauchen die Möglichkeit, sich selbst zu beruhigen und damit die Situation zu entschärfen. Ich möchte dir nun aufzeigen, welche neuen Abzweigungen durch Achtsamkeit möglich sind.

Vor der Begegnung

An dem Abend, an dem Carina auf Paul und eine Nachricht von Paul wartet, könntet sie sich bewusst ins Hier und Jetzt versetzen. Und wahrnehmen, was in ihr los.

Achtsamkeit kann eine Beobachtungsposition ermöglichen, in der wir beobachten, aber nicht bewerten.

Carina könnte folgendes wahrnehmen:

Ich nehme wahr, dass ich unruhig bin. Ich merke das im Bauch, wie so ein Flattern.

In ihrer Beobachtungsposition könnte sie bemerken:

Interessant, ich laufe wie ein aufgescheuchtes Huhn, von Küche zu Schlafzimmer, zu Wohnzimmer.

Und wie eine ethnologische Feldforscherin nimmt Carina wahr, was so gerade passiert, was sie fühlt und denkt.

„Interessant: ich komme nicht zur Ruhe. Ich greife immer wieder zum Handy. Ich merke, da ist eine Spur von Ärger auf Paul. Das fühlt sich an, wie ein Stein auf meiner Brust.“

 

Traurige Frau

Die Begegnung

Wenn Carina weiterhin im Hier und Jetzt ist, hat sie viel mehr Möglichkeiten, klar zu kommunizieren.

Sie könnte schildern, was sie an dem Abend erlebt hat und wie es sich angefühlt hat, auf eine Nachricht zu warten.

„Ich habe gemerkt, dass ich sehr irritiert war, weil du dich nicht gemeldet hast. Das hat sich so angefühlt, als ob ich auf Kohlen sitze. Ich war ehrlich gesagt auch enttäuscht, weil ich gerne noch mit dir Zeit verbracht hätte.“

Durch das Gewahrsein und den Fokus auf das Hier und Jetzt hat Carina viel mehr Möglichkeiten, Pauls Reaktionen wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten und auf sich zu beziehen. Paul könnte sich nämlich in dieser Situation angeklagt fühlen– auch wenn Carina sich lediglich bemüht, ihr Erleben zu schildern.

Sie könnte dies wahrnehmen und ansprechen.

„Ich habe jetzt das Gefühl, dass dich meine Worte verärgert oder verletzt haben. Das war nicht meine Intention.“

Wenn Paul sich in dieser Begegnung achtsam ins Hier und Jetzt versetzt, könnte er wahrnehmen: „Ich habe diese Reaktion nicht erwartet. Ich bin überrascht und irritiert, dass ich durch dieses Versäumnis so eine Wirkung auf Carina hatte.  Das hatte ich nicht beabsichtigt.“  

Weil er wahrnehmen kann, dass Carina verletzt ist, kann er darauf eingehen. „Dass du keine Nachricht von mir gekriegt hat, hat dich verletzt. Du hättest dir den Abend anders vorgestellt. Das war nicht meine Intention.“

Siehst du, wie viele Abzweigungen möglich sind durch Achtsamkeit, durch das Sich-Gewahrsein im Hier und Jetzt?

Mehr Achtsamkeit für deine Beziehung - so geht´s

Achtsamkeit als die Fähigkeit, sich im Hier und Jetzt zu verorten für jeden Menschen und für jeden Lebensbereich hilfreich. Und gleichzeitig können wir in der Partnerschaft nicht erwarten, dass beide Menschen von dem gleichen Konzept gleichermaßen überzeugt sind.  

Nehmen wir an, Paul ist zufrieden mit der Beziehung und der Kommunikation. Er möchte sich noch nicht mit dem Konzept der Achtsamkeit auseinandersetzen.

Carina kann Achtsamkeit in ihrem Alltag und ihrer Beziehung integrieren. Und es wird sich auf die Beziehung auswirken.

Es macht bereits einen Unterschied, wenn in einer Beziehung eine Person die Stellschrauben dreht. 

Du siehst also: du kannst auch für dich starten, an der Atmosphäre und der Kommunikation zu arbeiten. (Dazu habe ich übrigens auch eine kleine Toolbox zur Inspiration)

Für einen ersten Start empfehle ich dir auch das Buch von Jellouschek, in dem er Wege und Beispiele für mehr Achtsamkeit im Beziehungsalltag aufzeigt. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!

Dieser Beitrag zum Thema Achtsamkeit in der Partnerschaft ist Teil der Blogparade „Das Glück der Achtsamkeit“ – Gesundheits Geflüster von Annette Pitzer . Schau dort mal vorbei und lass dich von weiteren spannenden Beiträgen rund um das Thema Beziehung und Partnerschaft inspirieren. Die Blogparade läuft bis zum 30.4.22.

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2 Kommentare zu „Was Achtsamkeit in der Beziehung bewirkt“

  1. Tolle Geschichte und ich kann mich so gut in Carina reinversetzen. Es ist das Kopfkino, was vielleicht alles passieren könnte und das Programm im Kino wurde bei mir von vergangenen Erfahrungen bestimmt. Würde man das alles ausblenden und im Hier und Jetzt sein, könnte man (oder Frau) einfach mal einen Abend alleine genießen. Achtsamkeit ist in uns allen drin, muss aber immer wieder trainiert werden. Danke für den schönen Beitrag.

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