Beispielbild apokalyptische Reiter als Bedrohung für Beziehung

Die 4 apokalyptischen Reiter in Beziehungen – ist deine Beziehung noch zu retten?

Warst du schon in einem Raum, in dem es unangenehm gerochen hat? Nach Küchengerüchen, vollen Windeln oder Körperausdünstungen…? Das kennen wir sicherlich alle. 

Was wir auch kennen: wenn du aus einem Raum hinausgehst, zum Beispiel weil du auf Toilette musst und dann wieder hineingehst, erschlägt dich der Geruch fast! Dabei hattest du davor gar nicht gemerkt, dass es unangenehm riecht!

Genauso kann es in unseren Beziehungen sein. Wir merken gar nicht, dass wir bereits in einem giftigen Klima unterwegs sind. Jedenfalls merken wir es nicht mehr.  In diesem Artikel darfst du einmal austreten und dann wieder eintreten. Denn: sobald du schlechte Luft bemerkst, kannst du handeln! Du kannst ein Fenster öffnen, du kannst Geruchsquellen verbannen oder meinetwegen auch ein Räucherstäbchen anzünden. Für schlechte Luft in einer Beziehung sorgen die vier apokalyptischen Reiter.

Gibt es Vorboten für die Trennung?

Der Paartherapeut und Beziehungsforscher Gottman hat zu Erfolgsfaktoren von Beziehungen, aber auch zu Trennungsvorboten geforscht, indem er Paare über einen längeren Zeitraum begleitet hat.

So konnte er bestimmte Verhaltensmuster identifizieren, die er als die „4 apokalyptischen Reiter“ bezeichnet, da sie eine Trennung vorhersagen können. Paare, die diese Muster regelmäßig gezeigt haben, haben sich mit größerer Wahrscheinlichkeit getrennt.

Schau dir die Reiter an. Keine Sorge: wenn du die Reiter schon regelmäßig in deiner Beziehung erlebst – du hast viele Wege und Möglichkeiten, deine Beziehung zu retten. Denk an die Fenster, die du öffnen kannst. 

Die 4 apokalyptischen Reiter

Die vier Reiter sind

  1. Kritik und Klagen
  2. Verachtung und Verhöhnung
  3. Rechtfertigung
  4. Mauern und Rückzug 

Reiter 1: Kritik und Klagen

Beispielbild Kritik als apokalyptischer Reiter der Beziehung

Der erste apokalyptische Reiter in Beziehungen ist die Kritik und das Klagen. In diesem Muster geht es nicht mehr um Beschwerden über ein konkretes Verhalten des Partners. Stattdessen geht es um Schuldzuweisungen, Anklagen, destruktive Kritik oder generelle Verurteilungen des Partners. Die Kommunikation wird immer negativer und konstruktive Lösungen scheinen außer Reichweite zu sein.

 

Fallbeispiel 2 - Sarah und Alex

Sarah und Alex sind seit zwei Jahren zusammen und irgendwie ist der Wurm drin. Alex ist leidenschaftlicher Hobby-Musiker und probt jede freie Minute entweder an der Gitarre oder geht zur Bandprobe. Sarah fühlt sich wie an zweiter Stelle. Anstatt ihre Unzufriedenheit auf eine konstruktive Weise zu äußern, greift Sarah zu destruktiver Kritik und beklagt sich darüber, dass Alex zu viel Zeit mit anderen Dingen verbringt und ihre gemeinsame Zeit vernachlässigt. Dadurch fühlt sich Alex nicht gesehen und angegriffen.

Erkennst du dich wieder? Was du wissen musst: Klagen hat einen guten Grund und steht für einen tiefen Schmerz. Dein Schmerz kommt aber leider nicht beim anderen an. Ein erster Schritt ist es, deine Kommunikation anzupassen.

Tipp: Konkretes Verhalten benennen

Statt„Immer kommst du zu spät“ lieber: „Dass du gestern und heute Abend ohne Ankündigung 1,5 Stunden später kommst, ärgert mich.“

Wenn du deine Kommunikation verbessern möchtest, um deine Bedürfnisse besser auszudrücken, dann schau dir gerne meinen Minikurs Gelingende Paarkommunikation an.

Reiter 2: Rechtfertigung

Diesen Reiter kenne ich tatsächlich persönlich auch. Was ist damit gemeint?

Wenn wir uns rechtfertigen, verteidigen wir uns gegenüber Kritik und Vorwürfen. Wir nehmen eine Abwehrhaltung ein, anstatt Verantwortung zu übernehmen.

Auf die Aussage:„Du hast schon wieder deinen Teller stehen lassen“ folgt: „Und was ist mit deinen Socken, die du gestern hast rumliegen lassen?

Und auf: „Die Kartoffeln sind noch nicht ganz gar.“ folgt:„Ja, ich hatte so viel Stress und hatte eigentlich keine Zeit zum Kochen.“

Beispielbild Rechtfertigung als apokalyptischer Reiter
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Mein wunder Punkt

Was hier hilft: zu ergründen, aus welchen Gründen die Rechtfertigung erfolgt. Ich zum Beispiel habe aus irgendeinem Grund eine Art Allergie gegen Kritik entwickelt – oft auch gegen konstruktiv vorgebrachte Kritik. Ich möchte mich bei Kritik am liebsten wegducken. Mein erwachsenes Selbst lässt das gottseidank nicht zu. So konnte ich mich persönlich weiterentwickeln und lernen, mit Kritik, zum Beispiel im Beruf, angemessen umzugehen.

In meiner Beziehung ist das aber manchmal anders. So geht es dir vielleicht auch: manche Dinge schmerzen vor allem dann, wenn sie von der uns liebsten Person kommen!

Wie kommst du da raus?

  1. Sei dir bewusst, dass Rechtfertigungen oftmals zu einem Teufelskreis führen. Da gibt dann ein Wort das andere.
  2. Überlege dir, was hinter der Aussage deines Schatzes liegen könnte.

Hinter der Aussage: „Die Kartoffeln sind noch nicht ganz gar“ vermutest du vielleicht einen Angriff, vor dem du dich durch Rechtfertigung schützen möchtest. Es ist aber eigentlich nur eine Feststellung – keine Bewertung deiner Kochkünste.

  1. Du bist in einem Teufelskreis, und ein Wort gibt das andere? Rechtfertigung folgt auf Rechtfertigung? Hier hilft dir die sogenannte Meta-Kommunikation: das Gespräch über das Gespräch. Sprich darüber, was gerade passiert: „Ich glaube, wir kommen hier gerade nicht weiter.“ „Wenn wir so sprechen, gibt gerade nur ein Wort das andere.“ „Ich glaube, wir fühlen uns gerade beide ungerecht behandelt, kann das sein?“

Reiter 3: Verachtung

Verachtung ist ein besonders schädliches Verhaltensmuster, das Respektlosigkeit, Spott, Verhöhnung und abwertende Bemerkungen gegenüber dem Partner umfasst. Es drückt einen Mangel an Wertschätzung und Respekt aus und kann die emotionale Verbindung in der Beziehung ernsthaft schädigen.

 

Paarkonflikt

Beispiel

Verachtung hat viele Gesichter. Eine intensive Form kann zum Beispiel so aussehen:

Anstatt den Partner zu unterstützen, äußert der oder die andere beleidigende Kommentare wie: „Du bist so dumm, du kannst einfach nichts richtig machen!“

Dieser apokalyptische Reiter kann sich aber auch verstecken in Sätzen wie: „Sei doch mal ein Mann“ oder „Das ist doch nicht so schwer“.

Auch diese Aussagen können verletzen, vor allem, wenn du sie wiederholt aussprichst. Frage dich stattdessen: Wie kommt es, dass ich auf diese Art zum anderen spreche? Geht es mir gerade gut?

Verächtliche Kommunikation kann oft das Spiegelbild dafür sein, dass es in uns drin gerade nicht gut läuft, wir unzufrieden sind mit uns und ein Ventil nach draußen suchen. Und Schatzi muss dann herhalten. Leider. 

Reiter 4: Rückzug und Mauern

Rückzug bezieht sich auf den Rückzug oder das Ignorieren des anderen in oder nach Konfliktsituationen. Stell es dir so vor, als ob eine Person eine Mauer baut, an der sich die andere Person stößt.

Schweigen ist vermutlich eine der schlimmsten Formen der Kommunikation. Für die anderen!

Die andere Person kann auf das Mauern mit Frust reagieren oder versuchen, die Mauern einzureißen. Beides ist leider nicht zielführend.

Beispiel

Eigentlich war es nur ein dummer Streit über die Spülmaschine und die Kaffeelöffel im Besteckfach. Silva konnte einfach nicht anders, als etwas lauter zu werden. Jetzt ist Pascal offensichtlich beleidigt, seit Stunden sitzt er mit Kopfhörern vor dem Laptop. Beim letzten Streit gab es drei Tage schlechte Stimmung. Wie lange wird es wohl diesmal andauern?

Was du tun kannst

Als Person vor der Mauer:

Was der andere gerade macht, ist ein Schutzverhalten und ein Zeichen für innere Not. Irgendwie sieht er oder sie sich verletzt und völlig falsch verstanden. Deshalb braucht es gerade den eigenen Schutzraum. Hier hilft es, dich in die Schuhe des anderen zu stellen und geduldig zu sein. Dabei unterstützt dich auch mein SOS-Audiokurs.

Du hast die Mauer gezogen?

Ich habe ein Bild meiner Mutter im Kopf eingeprägt. An Silvester hat mein Bruder einen Spaß gemacht und sehr nahe an ihrem Kopf eine „Tisch Feuerwerk“ zur Explosion gebraucht. Meine Mutter hat dann in meiner Erinnerung den restlichen Abend eingesperrt im Schlafzimmer verbracht. Ich erinnere mich an das Gefühl der Hilflosigkeit vor ihrer Tür. Ich konnte nicht rein, ich war verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie es ihr geht. Kannst du dir vorstellen, wie schlimm das für ein Kind ist?

Jetzt stell dir mal vor, deine Partnerin oder dein Partner hat ähnliches Empfinden. Auch er oder sie steht vor deiner Tür und weiß nicht, wie es dir geht. Übrigens: ein Kind mag in dieser Situation traurig sein. Eine erwachsene Person ist im Inneren traurig und überfordert, reagiert aber im Außen mit Wut, z.B. mit Verachtung. So hast du gleich mehrere apokalyptische Reiter in deiner Beziehung!

Beispielbild Streit und Mauern als apokaylptischer Reiter
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Mock Up von Beziehungsratgeber für Frauen

Da hast du endlich mal die Person getroffen, mit der du dir eine Beziehung vorstellen kannst und plötzlich ist es wieder ganz anders? 

In meinem Buch Beziehung kann ich doch greife ich Herausforderungen auf und biete konkrete Hilfestellung.

Schnapp dir doch hier gleich die Leseprobe.

 

 

Wie kannst du deine Beziehung retten?

Du hast einen oder mehrere apokalyptische Reiter schon einmal durch deine Beziehung traben gesehen? Willkommen im Club. Ist deine Beziehung jetzt überhaupt noch zu retten?

Natürlich! Es geht jetzt darum, die richtigen Dinge zu tun.

Betrachte die vier Reiter nicht als Trennungsvorboten, sondern vielmehr als Chance, jetzt konkret etwas zu verändern.

Wenn du deine Beziehung retten möchtest, darfst du bereit sein, dein Kommunikationsmuster zu ändern und Verantwortung für dein eigenes Verhalten zu übernehmen. Alle Schritte kannst du heute schon gehen und damit gezielt Einfluss nehmen auf deine Beziehung. Hier sind einige mögliche Schritte:

 

Bewusstsein schaffen:

Mach dir dein oder euer destruktives Kommunikationsmuster bewusst und dass es Veränderungen braucht.

 

Achtsame Kommunikation: Statt Schuldzuweisungen und Anklagen zu nutzen, achte darauf, deine Bedürfnisse und Gefühle auf eine respektvolle und konstruktive Weise auszudrücken.

 

Bei dir anfangen: Egal, welches Muster du bei Schatzi erkennst – fang bei dir an. Wir erkennen viel leichter beim anderen, was er oder sie falsch macht. Damit lenken wir uns selbst davon ab, was wir noch nicht richtig machen.

Empathie entwickeln:Versuche immer wieder, die Perspektive des anderen zu verstehen und Empathie für seine Gefühle und Bedürfnisse zu entwickeln. Stell dich in die Schuhe des anderen. Das baut Verständnis auf und baut Missverständnisse ab.

 

Konfliktlösungsstrategien anwenden: Statt in einen endlosen Kreislauf von Kritik und Klagen zu geraten, sollten die Partner lernen, effektive Konfliktlösungsstrategien anzuwenden. Dazu gehört das aktive Zuhören, das Erkennen gemeinsamer Ziele und das Finden von Kompromissen.

Beispielbild Paar macht Pläne

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